Trockenes Auge - Was tun ?
Stufen-Therapie !
=> hier finden Sie mehr Informationen zu Schweregrad, Stufen-Therapie und Hintergrundinformationen
Leichtes Trockenes Auge
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Leichtes Trockenes Auge
Definition: leichte Reizung des Auges ohne wesentliche Beeinträchtigung des Tagesablaufs
Klinische Befunde :
ein einzelner Befund ist typischerweise nicht ausreichend für die sichere Diagnose eines Trockenen Auges sondern das Gesamtbild ist entscheidend. Eine Ausnahme hiervon ist die Vitalfärbung, da diese direkt einen eingetretenen Schaden anzeigt.
Oberflächen-Schaden/ Vitalfärbung: Oxford 1/5 (wenig Färbung, oder kein Staining)
Reduzierung der Tränenfilm Stabilität FBUT ≤ 10 Sek. (meist leicht reduziert bis normal)
Reduzierung der Tränenmeniskus Höhe TMH: < 0,2 mm (leicht reduziert)
wässri. Tränenproduktion Schirmer-1 Test ≥ 10 mm/ 5 min (oft normal oder leicht reduziert)
oder aber stark erhöht (> 20-25mm) bei episodischer Stress Lakrimation
Therapie: Patienten-Information + Vermeidung von Risikofaktoren + Lid-Therapie
+ dünnflüssige Tränenersatzmittel (ca. 5x tgl. / alle 2 Stunden) bevorzugt mit Öl-Zusatz oder zusätzlich Liposomen-Spray
Moderat/ mittelschwer fortgeschr. Trockenes Auge
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Moderat fortgeschrittenes Trockenes Auge
Definition: deutliche Reizung des Auges mit gelegentlicher Beeinträchtigung des Tagesablaufs
Klinische Befunde :
ein einzelner Befund ist typischerweise nicht ausreichend für die sichere Diagnose eines Trockenen Auges sondern das Gesamtbild ist entscheidend. Eine Ausnahme hiervon ist die Vitalfärbung, da diese direkt einen eingetretenen Schaden anzeigt.
Oberflächen-Schaden/ Vitalfärbung: Oxford 2/5 (an mind. einem Auge)
Reduzierung der Tränenfilm Stabilität FBUT 4 Sek.- 9 Sek. (meist deutlich reduziert)
Reduzierung der Tränenmeniskus Höhe TMH < 0,1 mm (deutlich reduziert)
Tränenproduktion Schirmer-1 Test: 4 mm - 9 mm (meist deutlich reduziert)
oder aber stark erhöht (> 20-25mm) bei episodischer Stress- Lakrimation
Therapie: Patienten-Information + Vermeidung von Risikofaktoren + Lid-Therapie
PLUS: dünnflüssige Tränenersatzmittel erhöhen bis zu stündlich maximal, bevorzugt mit Öl-Zusatz oder zusätzlich Liposomen-Spray
wenn stündliche Tränenersatzmittel nicht ausreichen, ist das typischerweise ein Zeichen, dass andere Therapie-Optionen nützlich sein können
PLUS: dickflüssiges Gel oder Salbe zur Nacht
PLUS : medikamentöse Therapie kann sinnvoll sein, wenn z.B. deutliche Entzündung, starke obstruktive MDD mit Sekretveränderungen, oder deutlicher chronischer Blepharitis v.a. wenn auch Rosacea der Haut vorliegt
PLUS : ggf. Punctum Plugs - wenn starker wässriger Tränenmangel dominiert, kann ein temporärer Verschluss der Tränenpünktchen sinnvoll sein mit ´Punctum Plugs´, um die eigenen Tränen an der Augenoberfläche zu halten und weniger häufig Tränenersatzmittel zu benötigen.
PLUS: ggf. apparative Therapie:
mit automatisierter Wärmung und Auspressung (Lipiflow) der Meibomdrüsen in den Augenlidern und/ oder
Starklicht-Therapie (intense pulsed light, IPL) oder andere Lichtverfahren (LLLT)
Schweres Trockenes Auge
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Definition: starke Reizung des Auges mit ständiger Beeinträchtigung des Tagesablaufs
Klinische Befunde :
ein einzelner Befund ist typischerweise nicht ausreichend für die sichere Diagnose eines Trockenen Auges sondern das Gesamtbild ist entscheidend. Eine Ausnahme hiervon ist die Vitalfärbung, da diese direkt einen eingetretenen Schaden anzeigt.
Oberflächen-Schaden/ Vitalfärbung: Oxford 3/5 (stark erhöht an beiden Augen)
Reduzierung der Tränenfilm Stabilität: FBUT 0 secs - 3 Sek. (meist stark reduziert)
Reduzierung der Tränenmeniskus Höhe: TMH um 0 mm (stark reduziert)
Tränenproduktion Schirmer-1 Test: 0 mm - 3 mm (meist stark reduziert)
Therapie: Patienten-Information + Vermeidung von Risikofaktoren + Lid-Therapie
PLUS: dickflüssiges Gel oder Salbe auch tagsüber, ggf mit Öl-Zusatz oder zusätzlich Liposomen-Spray
PLUS: verschreibungspflichtige medikamentöse Therapie
PLUS: Temporärer Verschluss des Tränenabflusses in die Nase, z. B. mit 'Punctum Plugs' oder ggf. chirurgischer Verschluss
PLUS: ggf. Versuch der Anpassung einer Skleralen Kontaktlinse - wenn der Patient entschlossen genug ist (!) dieser innovativen und oft hilfreichen Therapie-Option eine Chance zu geben
PLUS: Empfehlung für Vorstellung in einem spezialisierten Sicca Zentrum
=> Für ÄRZTE gibt es Informationen über weitere Optionen in der Stufentherapie für das Trockene Auge unter Downloads
Sehr schweres Trockenes Auge
Das sehr schwere Trockene Auge wird hier nur am Rande behandelt, da es eine Erkrankung ist, die in die klinische Betreuung, möglichst in ein universitäres Sicca-Zentrum gehört. Dort wird über den Schweregrad und die Therapie entschieden.
Kennzeichen
Ein sehr starkes Trockenes Auge hat typischerweise einen sehr starken Tränenmangel und starke Gewebestörungen. Der Tränenmangel ist oft durch eine Störung der Tränendrüse bedingt. Die Gewebeschädigung kann durch eine entzündliche Grunderkrankung bedingt sein, wie z.B. okuläres Schleimhautpemphigoid, Stevens-Johnson Syndrom, Graft-versus-Host Disease (GvHD) bei Zustand nach Knochenmarkstransplantation etc.
Die Benetzungsstörung führt zu stark erhöhte Reibung an der Augenoberfläche mit starker Gewebeschädigung. Bei Tränenmangel herrscht ein starker Mangel an Wirkstoffen in den Tränen, die für die Gesunderhaltung der Augenoberfläche wichtig sind. Während die ´Schmierung´ durch Tränenersatzmittel zum Teil ausgeglichen werden kann, ist der Mangel an wichtigen Tränen Wirkstoffen nur schwer auszugleichen.
Bei einem Trockenen Auge, das so schwer ist, dass es die Sehkraft gefährdet, können Eigenserum Augentropfen eine positive Wirkung haben und die Heilung unterstützen.
Schäden
Bei sehr schwerem Trockenen Auge gehen die Störungen über die Epithelschicht der Augenoberfläche hinaus. Störungen des Epithels sind verantwortlich für die Vitalfärbung, deren Ausmass nach dem Oxford Schema den Schweregrad (von leicht über moderat bis schwer) bestimmt. Epithelschäden können durch die ständige normale Neubildung der Epithelzellen komplett ausheilen.
Schäden, die darüber hinausgehen, genauer gesagt über die Grenzschicht der epithelialen Basalmembran, und das Bindegewebe schädigen, hinterlassen typischerweise mehr oder weniger ausgeprägte Narben. Diese trüben die Transparenz der Hornhaut und können somit, mehr oder weniger auffallende, Sehstörungen verursachen.
Beim sehr schweren Trockenen Auge kommt es also typischerweise zu Veränderungen, die dauerhafte Schäden hinterlassen können, bzw. ggf. eine invasive chirurgische Therapie erfordern.
Typische Schäden sind z.B.:
Substanzdefekte mit nachfolgenden Narben und/ oder Veränderung der glatten Oberfläche
Hornhauttrübungen
Einwanderung von Gefässen in die Hornhaut
Schädigung der Hornhaut-Stammzellen am Hornhautrand
Einwanderung von (undurchsichtigem) Bindehaut Gewebe auf die Hornhaut (Konjunktivalisierung)
und vieles mehr
Typische Therapie Strategien
Wenn eine entzündliche oder andere Grunderkrankung vorliegt, ist steht deren Behandlung im Vordergrund.
Daneben ist natürlich auch eine symptomatische Behandlung mit Tränenersatzmitteln wichtig und ggf. eine unterstützende Lidtherapie.
Es ist vor allem eine konsequente Pflege der Augenoberfläche durch ausreichenden Tränenersatz wichtig -wie bei allen Schweregraden des Trockenen Auges.
Zusätzlich kann, wenn nötig, eine Hygiene und Pflege der Augenlider nützlich sein und ggf. eine Physikalischen Lidrand-Therapie.
Weitere Therapie Optionen sind invasiver, z.B. :
Intensivierung der anti-inflammatorischen Medikation
da bei chronischem Trockenen Auge typischerweise eine Entzündungsreaktion auftritt, die als wesentlicher Verstärkungsmechanismus der Erkrankung wirkt ist die Entzündungshemmung ein wichtiges neueres Therapieprinzip.
=> hier finden Sie mehr Informationen
Sklerale Schutzkontaktlinsen sind eine besondere grosse Form von Kontaktlinsen, die die Hornhaut überwölben und darunter einen Feuchtigkeitssee speichern. Dadurch schirmen sie die Augenoberfläche vor mechanischen Reizen (z.B. Reibung beim Lidschlag) ab und halten das Auge dauerhaft feucht. Unter solchen Kontaktlinsen kann das geschädigte Gewebe der Augenoberfläche auch leichter von selbst heilen. Sklerale Kontaktlinsen sind eine oft unterschätzte Therapiemöglichkeit.
=> hier finden Sie mehr Informationen
Eigenserum Augentropfen Therapie
Blut ist schon ein besonderer Saft … er enthält viele wichtige Wirkstoffe für Schutz, Ernährung, Wachstum und Regulation der Gewebe sowie für andere wichtige Funktionen. Da wesentliche Wirkstoffe der Tränenflüssigkeit aus dem Blut stammen, oder zumindest Ähnlichkeit damit haben, ist Blutserum praktisch auch ein idealer Augentropfen für die Gewebestörung beim schweren Trockenen Auge.
Eigenserum Augentropfen werden aus dem Serum des eigenen Blutes eines Patienten gewonnen. Dabei wird typischerweise etwa ein halber Liter Blut abgenommen und aus dem Blutserum dann Eigenserum-Augentropfen hergestellt. Bei älteren, chronisch kranken und gebrechlichen Patienten ist es teils nicht möglich, regelmässig eine solche Menge Blut zu entnehmen. Die Menge reicht, je nach Häufigkeit der Anwendung und möglicher Verdünnung. für etwa ein halbes Jahr. Die Tropfen werden in kleinen Fläschchen eingefroren und müssen einzeln aufgetaut im Kühlschrank gelagert werden, wo sie nur noch für kurze Zeit verwendbar sind.
Herstellung und Abgabe von Blutproprodukten wie Serum Augentropfen sind in Deutschland, und auch in den meisten anderen Ländern, streng geregelt. Denn sie enthalten nicht nur viele wichtige Wirkstoffe sondern auch einige Gefahren. Blut und Blutprodukte können gefährliche Krankheitserreger enthalten und dadurch infektiös sein, sie haben antigene Eigenschaften, die eine Anwendung bei anderen Menschen ausschliesst. Serum Augentropfen stellen auch ein ideales Nährmedium für viele Bakterien dar, weshalb sie leicht verkeimen und verderben können - ihre Anwendung ist dann eine Gefahr für das Auge. Die Verordnung muss daher durch einen Arzt erfolgen, die Herstellung durch eine Blutbank und die Abgabe durch eine Apotheke.
Eigenserum Augentropfen werden typischerweise nur bei sehr schwerem Trockenen Auge verordnet, wenn das Gewebe der Augenoberfläche bereits so stark gestört ist, dass es sich mit Hilfe üblicher Therapeutika, wie oben angegeben, nicht mehr selbst erhalten kann, wenn das Auge gefährdet ist, und wenn andere Therapiemöglichkeiten, z.B. Sklerale Schutzkontaktlinsen, aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kommen.
Gelegentlich gibt es einen gewissen ´Hype´ um Eigenserum Augentropfen als scheinbar einfache und schnelle Lösung bei Trockenen Augen. Sie sind aber nicht einfach nur ´bessere Tränenersatzmittel´ wenn man mit handelsüblichen Präparaten nicht recht zufrieden ist. Eigenserum Augentropfen sind bereits ein invasives Therapieverfahren, dass eine regelmässige Blutabnahme und sorgfältige Aufbewahrung erfordert, durch ständiges Einfrieren zur Verhinderung von Infektionen. Sie sind typischerweise nur angezeigt bei Gefährdung des Auges, als letzte Therapieoption, bevor eine chirurgische Therapie empfohlen werden kann.
ggf. werden chirurgische Therapieverfahren empfohlen (z.B. Amnionmembran-Aufnähung, Stammzell-Transplantation etc.) können dann angezeigt sein, um das Auge und das Sehen zu erhalten.
Stufen-Therapie
Das Trockene Auge ist eine komplexe, chronische Störung und erfordert eine ebensolche Therapie; dies ist typischerweise eine Stufen-Therapie:
Dabei wird begonnen mit einer Information des Patienten über seine Erkrankung und Möglichkeiten zur Vermeidung der wichtigsten Risikofaktoren.
Dann erfolgt eine Basistherapie mit Therapie der Augenlider (Physikalische Lidtherapie, Hygiene und Lidpflege) und mit Tränenersatzmitteln.
Mit zunehmendem Schweregrad werden dann weitere Therapie-Bausteine hinzugefügt.
Therapie Stufen für:
Leichtes Trockenes Auge
Moderates/ mittelschwer fortgeschrittenes Trockenes Auge
Schweres Trockenes Auge
Strategien bei sehr schwerem Trockenen Auge
Schweregrad
Beim Trockenen Auges stimmt die Stärke von subjektiven Beschwerden des Patienten und von objektiven klinischen Befunden nicht immer überein, wie Studien zeigen.
Dies ist als Disparität von Symptomen und Befunden bekannt und beruht vermutlich auf der individuell unterschiedlichen Verarbeitung durch das Nervensystem mit dem Schmerz-System und übergeordneten emotionale Instanzen.
Allerdings lässt sich der Schweregrad des Trockenen Auges doch vereinfacht und meist relativ zuverlässig über den Grad der Einschränkung des Patienten beschreiben:
Leicht: leichte Reizung des Auges ohne wesentliche Beeinträchtigung des Tagesablaufs
Moderat/ mittelschwer fortgeschritten: deutliche Reizung des Auges mit gelegentlicher Beeinträchtigung des Tagesablaufs
Schwer: starke Reizung des Auges mit ständiger Beeinträchtigung des Tagesablaufs
=> hier finden Sie, bei Interesse, einige Hintergrund-Informationen zur Behandlung
Hintergrund-Informationen
Das Trockene Auge ist eine komplexe Störung der Funktionssysteme und Struktur (=> hier finden Sie einen Fachartikel zur funktionellen Anatomie) der Augenoberfläche und wird dabei durch zahlreiche Risikofaktoren negativ beeinflusst.
Der prinzipielle Schädigungsmechanismus durch die gegenseitige negative Beeinflussung von Tränenfilmstörung und Oberflächenschaden ist inzwischen einigermassen geklärt.
Weiterhin ist bekannt, dass im typischen Patientengut der weiter entwickelten Länder zuerst eine Tränenfilmstörung vorliegt, die dann zu einem Oberflächenschaden führt. Sie beruht meist auf einem Ölmangel, nur selten kommt eine primäre wässrige Mindersekretion vor. Im weiteren Verlauf vermischen sich beide Formen.
Der Einfluss z.B. einer Störung des Schmerzsystems, die zu einem eigenständigen Krankheitsfaktor werden kann, ist eine eher neuere Erkenntnis, die den langjährigen klinischen Erfahrungen entspricht.
Beim Trockenen Auge können sich komplexe Schädigungsmuster ergeben - die ebenso komplex wie auch die Pathophysiologie sind.
Die Schädigung ist meist durch eine einzige therapeutische Massnahme nicht zu beheben. Es ist generell eine längerdauernde, also ebenso ´chronische´ Therapie, erforderlich, bevor eine deutliche Besserung eintreten kann.
Diagnostisch ist es wichtig, dass die für den individuellen Patienten wichtigen pathogenetischen Faktoren durch gezielte Anamnese und geeignete diagnostische Tests vorher identifiziert wurden, um eine möglichst zielgerichtete Therapie durchzuführen.
Therapeutisch sollten dann entsprechend geeignete Therapie-Optionen ausgewählt werden. Eine einzige Therapieoption allein ist typischerweise nicht ausreichend. Das Therapieprinzip ist die progressive Addition von Therapieschritten, wenn vorhergehende Massnahmen nicht ausreichend waren.
Allerdings sollten entsprechende Therapieschritte nicht als “Kochrezept“ verstanden werden, das schematisch befolgt werden muss, sondern die individuelle Therapie sollte anhand der individuell vorliegenden Pathologie und des Krankheitsverlaufs erfolgen.