KONTAKTLINSEN


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ÜBERBLICK

...  über KONTAKTLINSEN

- für ein Verständnis der klinischen Basis


Grösse, Formgestaltung und Material sind die wesentlichen Eigenschaften einer Kontaktlinse

Grösse, Formgestaltung und Material sind die wesentlichen Eigenschaften einer Kontaktlinse - sie entscheiden über die Trageeigenschaften

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Die Kontaktlinse muss angepasst werden an den Krümmungs-Radius und an die Durchmesser-Grösse der Hornhaut, um frei im Tränenfilm zu schwimmen. 

Die Grösse einer Kontaktlinse ist vielleicht das einfachste Unterscheidungsmerkmal wobei man sich meist am Durchmesser der Hornhaut orientiert und Linsen unterscheidet, die kleiner oder grösser als die Hornhaut sind. 

Der Radius der Krümmung, also ob eine Kontaktlinse flacher oder ´steiler´ ist, wird für den Träger optisch kaum erkennbar, macht aber im Tragegefühl einen erheblichen Unterschied.  

Bei stärkerer Deformierungen der Hornhaut, die über eine Hornhautverkrümmung/ Astigmatismus von ca. 1 Dioptrie hinausgehen, können auch Spezial-Kontaktlinsen angepasst werden.

Grösse und Material einer Kontaktlinse stehen meist in Zusammenhang

Grösse und Material einer Kontaktlinse stehen meist in Zusammenhang, da kleine Linsen typischerweise ´formstabil´ und Linsen, die etwas über die Hornhaut hinaus gehen, meist´weich´ sind

Unterschiede im Material der Kontaktlinse sind den Anwendern selbst vielleicht am bekanntesten, da hier vor allem ´harte´, also ´formstabile´, von ´weichen´ Hydrogel-Kontaktlinsen mit einem hohen Wassergehalt unterschieden werden. Weiche Kontaktlinsen sind spontan angenehmer zu tragen und erfordern meist deutlich weniger Eingewöhnungszeit.

Dies sagt allerdings nicht unbedingt viel aus über die Langzeitverträglichkeit auf dem Auge. Grösse und Material von Kontaktlinsen stehen meist in Zusammenhang, da kleine Linsen, die nur auf der Hornhaut schwimmen typischerweise ´formstabil´ sind während mittelgrosse Linsen, die etwas über die Hornhaut hinausragen, typischerweise weich sind.   



Spezial-Kontaktlinsen sind für Therapeutische Anwendungen verfügbar

SKLERALE KONTAKLINSEN sind ein leistungsfähiges und unterschätztes Medizinisches Therapeutisches Hilfsmittel.

Dies sind sehr grosse Kontaktlinsen, die die Hornhaut überspannen ohne sie zu berühren und erst weit hinter dem Hornhautrand/ Limbus auf dem Augapfel aufsetzen. So wird die Hornhaut von mechanischen Reizen abgeschirmt und gleichzeitig in den eigenen Tränen des Patienten ´gebadet´, die viele Nährstoffe und Schutzfaktoren enthalten.

Durch SKLERALLINSEN wird es möglich, krankhafte Vorwölbungen der Hornhaut (Keratokonus) zu schützen und gleichzeitig bei solchen Verformungen die Sehschärfe wieder herzustellen. Chronische schlecht heilende Verletzungen und Trübungen der Hornhaut , sowie auch schwere Formen des Trockenen Auges können mit Sklerallinsen erfolgreich behandelt werden. 


ORTHOKERATOLOGIE Kontaktlinsen sind eine interessante neue Anwendung von Kontaktlinsen

Ein weitere medizinische Anwendung von Kontaktlinsen ist die ´ORTHOKERATOLOGIE´  auch kurz ´Ortho-K´ genannt.  Ortho-K Linsen haben den Effekt, dass eine formstabile/ ´harte´ Kontaktlinse die Hornhaut in gewissem Masse verformen kann ohne sie, soweit dies bisher bekannt ist, zu schädigen.

Dies erfolgt jeweils über Nacht und die Wirkung hält dann über etwa einen Tag an. Dies ergibt typischerweise eine vorübergehend korrigierte Sehschärfe ohne weiteres Tragen einer Brille oder anderen Kontaktlinse.
Diese Linsen benötigen natürlich einen erfahrenen und speziell ausgebildeten Kontaktlinsen-Spezialisten und besonders sorgfältige Nachkontrollen der Gesundheit des Auges.


KONTAKTLINSEN UNBEHAGEN (im Engl.: Contact-Lens-Discomfort, CLD)

KONTAKTLINSEN UNBEHAGEN (im Engl.: Contact-Lens-Discomfort, CLD) bleibt eine Herausforderung für die Optimierung von Kontaktlinsen. Noch immer werden nicht alle Kontaktlinsen von allen Trägern problemlos vertragen. Allerdings geht es hierbei nicht um krankhafte Veränderungen durch das Linsentragen sondern um das subjektive Gefühl ´etwas auf dem Auge zu spüren´ ... auch wenn dies weit unterhalb eines Fremdkörperreizes liegt.

Dieses subjektive Gefühl der ´Anwesenheit´ einer Kontaktlinse hindert einige Menschen, die gerne eine Kontaktlinse tragen würden, daran diesen Wunsch umzusetzen oder bringt andere, die einen Kontaktlinsenversuch starten dazu, dieses Vorhaben wieder aufzugeben.    


ENTWICKLUNGSPOTENTIAL für Kontaktlinsen - Was bringt die ZUKUNFT ?

TiefererDurch technologische Fortschritte entwickeln Kontaktlinsen möglicherweise interessante neue medizinische Anwendungsmöglichkeiten für Kontaktlinsen erschlossen. Kontaktlinsen könnten als Sensoren für die Messung der Mengen bestimmter Stoffe im Tränenfilm genutzt werden und damit Informationen über den konkreten Funktionszustand oder auch über einen Krankheitszustand geben. 


Beitrag des Ocular Surface Center Berlin (OSCB) zu wissenschaftlichen Studien über Kontaktlinsen

Da Kontaktlinsen sich in der Mitte der Funktionseinheit der Augenoberfläche befinden, ergeben sich Verbindungen zu verschiedenen Geweben, Regionen und Funktionen der Augenoberfläche - Daher sind Kontaktlinsen von andauerndem Interesse für die Mitglieder des Ocular Surface Center Berlin (OSCB)  - das Berliner Forschungszentrum für die Augenoberfläche.

Mitglieder des OSCB haben ihre wissenschaftliche Arbeit mit Studien über Kontaktlinsen begonnen und haben u.a. als Teilnehmer des Internationalen Workshop über Kontaktlinsen Unbehagen der Tear Film and Ocular Surface Society (´TFOS International Workshop on Contact Lens Discomfort-CLD)´ bis heute weiter an diesem faszinierenden Thema gearbeitet. 

Die Kontaktlinsen-Initiative der internationalen wissenschaftlichen non-profit Organisation der ´Tear Film and Ocular Surface Society´ (TFOS) hat nach dem Workshop im Jahre 2013 den entsprechenden ´TFOS CLD REPORT´ publiziert, der ein enormes weltweites Interesse fand. Wie alle TFOS Reports ist auch der CLD Report kostenfrei von der Homepage der Gesellschaft (www.tearfilm.org) zu beziehen.

 

Tieferer EINBLICK in ... KONTAKTLINSEN

... für ein Verständnis des wissenschaftlichen Hintergrunds

 

Die verführerische Idee, die Refraktion des Auges direkt auf der Augenoberfläche zu korrigieren hat bereits eine lange Geschichte

Kontaktlinsen sind ein phantastisches Medizinprodukt, das zumindest bis zu den Ideen von Leonardo da Vinci etwa um das Jahr 1500, zurück reicht. Von ihm wird berichtet, dass er die Idee dazu entwickelt habe nachdem er beim Untertauchen seines Kopfes in eine Glasschale mit Wasser bemerkte, dass sich daraus eine erhebliche Veränderung der Lichtbrechung ergab. 

Kontaktlinsen haben danach dennoch einige weitere Jahrhunderte gebraucht, um endlich praktisch nutzbar und auch benutzt zu werden und letztlich den Grad an Professionalität zu erreichen, den sie heute haben. 

Kontaktlinsen erscheinen als ideales Mittel zur Refraktionskorrektur, da sie Fehlsichtigkeit genau dort korrigieren können, wo der Hauptanteil der normalen Brechungskraft des Auges entsteht - direkt auf der Hornhaut

 

Kontaktlinsen können die Brechkraft dort korrigieren, wo auch der Hauptteil der natürlichen Brechkraft erzeugt wird - an der Vorderseite der Hornhaut

Kontaktlinsen ´sitzen´ mitten in der Funktionseinheit der Augenoberfläche - mit Vor- und Nachteilen

KONTAKTLINSEN befinden sich mitten in der Funktionseinheit der Augenoberfläche und stehen damit in ´Berührung´ allen Komponenten der Augenoberfläche - vom Tränenfilm bis zu den Geweben - was Vor- und Nachteile haben kann. Hier ist eine mittelgrosse weiche korneosklerale Kontaktlinse dargestellt.

Durch die Möglichkeit der Brechungskorrektur direkt auf der Hornhaut befinden sich Kontaktlinsen allerdings mitten in der Funktionellen Einheit der Augenoberfläche und haben dadurch direkte und indirekte ´Berührungspunkte´ mit den umgebenden Geweben und auch mit dem Tränenfilm - dies kann Vor- und Nachteile haben.

Kontaktlinsen und ihre Interaktion mit der Augenoberfläche gehören mit zu den Anfängen des wissenschaftlichen Interesses der Mitglieder des Ocular Surface Center Berlin (OSCB) - das Berliner Forschungszentrum für die Augenoberfläche. Wir waren z.B. die Ersten, die schlüssig nachweisen konnten, dass das Tragen von weichen (und auch von harten) Kontaktlinsen zu Störungen der Epithelzellen der Augenbindehaut führen kann, die als ´Plattenepithelmetaplasie´ bezeichnet werden, und wir konnten dies zusammen mit der Geschwindigkeit ihres Auftretens bei den Kontaktlinsenträgern nach Einsetzten einer Kontaktlinse ermitteln.

Kontaktlinsen haben einige prinzipielle optische Vorteile im Vergleich zu einer Brille

  • Kontaktlinsen bieten ein GRÖSSERES GESICHTSFELD ohne eine Begrenzung der weiter aussen liegender Seheindrücke, die beim Tragen einer Brille unvermeidlich auftreten durch die begrenzte Grösse das Glases und durch den Brillenrand.

  • Dies ist besonders wichtig bei höheren Stärken, da dann bei einer Brille relativ dicke Gläser erforderlich sind, die zu Verzerrungen führen können. Kontaktlinsen erlauben daher insgesamt einen natürlicheren Seheindruck.

  • Kontaktlinsen sind besser geeignet bei komplizierten Formen des ASTIGMATISMUS (Stabsichtigkeit). Diese Art von unscharfem Sehen sehen ist mit einer Brille oft nur unzureichend korrigierbar. Zumindest wenn der Astigmatismus nicht sehr stark ausgeprägt ist, können Kontaktlinsen hier oft wieder zu voller Sehschärfe verhelfen.

  • Kontaktlinsen können gegebenenfalls bestehende ´Unregelmässigkeiten´ der Hornhaut ´ausbügeln´, indem sie eine ´neue´ regelmässige Frontfläche des Auges für die Lichtbrechung bilden (siehe Abbildung) - Lücken unterhalb der Linse werden dabei einfach durch die Tränen des Patienten aufgefüllt.

  • Die Korrektur einer mit dem Alter normalerweise zunehmenden Unfähigkeit auf nahe Gegenstände scharf zu stellen - ´Altersichtigkeit´ - kann durch die Anwendung von Kontaktlinsen nach verschiedenen Prinzipien oft elegant angegangen werden ... wenngleich die Alterssichtigkeit als solche dabei natürlich fort besteht.

  • Bei allen Zuständen, bei denen die notwendige Brillenstärke auf beiden Augen stark unterschiedlich ist, sind Kontaktlinsen prinzipiell besser geeignet, da hierbei der Unterschied der auf beiden Augen entstehenden Bilder kleiner ist als bei einer Brillenkorrektur.

  • Natürlich sind sportliche Aktivitäten ein weiteres Feld, in dem das Tragen von Kontaktlinsen unkomplizierter ist, einen dort notwendigen besseren Seheindruck vermittelt, und oft auch die Verletzungsgefahr vermindert, die beim Tragen einer Brille durch das Glas, oder durch ein Plastikmaterial und auch durch das Gestell bestehen.

KOSMETIK und ÄSTHETIK .... beim Kontaktlinsen-Tragen

Es sollte natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass zumindest viele Brillenträger, Kontaktlinsen kosmetisch offenbar vorteilhafter finden. Faktisch ist dies wohl der weltweit überwiegende Hauptgrund für das Tragen von Kontaktlinsen. 

Eigentlich muss man hier genauer unterscheiden, da die Hoffnung auf ein verbessertes Aussehen durch die Vermeidung des Brilletragens und statt dessen die Verwendung einer Kontaktlinse als ein Ästhetischer Grund bezeichnet wird, und diese Kontaktlinse dann eigentlich eine " ästhetische Linse" ist ;-).

Allerdings sind praktisch alle diese "Ästhetischen" Kontaktlinsen gleichzeitig auch "Therapeutische" Kontaktlinsen, da die Grundlage für die Notwendigkeit einer optischen Sehhilfe ja eine bestehende Fehlsichtigkeit ist. 


KOSMETISCHE Kontaktlinsen

Echte kosmetische Kontaktlinsen sind, im Gegensatz zu den üblichen ´ästhetischen´ Linsen, solche Kontaktlinsen, die aus einer medizinischen Indikation getragen werden, um gerade eine Veränderung des Aussehens zu erzielen und dabei eine medizinische Störung zu beheben.

Eine typische Indikation sind Störungen der farbigen Regenbogenhaut (IRIS) die knapp hinter der Hornhaut im Augeninneren liegt und in deren Mitte sich die Pupille befindet, die das Licht in das Auge hinein lässt.

Wenn die Iris ganz oder teilweise fehlt durch Erkrankungen oder Verletzungen oder durch angeborene Störungen kann es zu optischen Problemen kommen. Bei angeborenem Fehlen der Iris (´Aniridie´) tritt zu viel Licht ein und es kommt zur Blendung. Bei Löchern oder Lücken in der Iris kann es zu Doppelbildern (´Diplopie´) kommen. 

Daher wird in hierbei oft eine Kosmetische Kontaktlinse mit einer aufgedruckten oder einer aufgemalten Iris angepasst. Dadurch wird dann sowohl eine optische wie auch eine kosmetische Verbesserung erzielt.  

ÄSTHETISCHE Kontaktlinsen

´Ästhetische´ Kontaktlinsen treffen das, was umgangssprachlich meist mit ´kosmetisch´ beschrieben wird - also das Tragen der Kontaktlinse um eine Veränderung des Gesichtsausdruckes durch eine Brille, als  mutmassliche ´Verschlechterung´ zu vermeiden. 

Insofern ist es vermutlich auch nicht verwunderlich, dass weiche Kontaklinsen, die praktisch keine Eingewöhnungszeit erfordern, am beliebtesten sind - obwohl es durchaus andere Kontaktlinsen gibt, die gegebenenfalls eine bessere Langzeitverträglichkeit bieten (siehe unten).

Kontaktlinsen schwimmen typischerweise im Tränenfilm

Eine weiche korneosklerale Kontaktlinse schwimmt im Tränenfilm und wird durch den Lidschlag bewegt.

Kontaktlinsen schwimmen typischerweise im Tränenfilm - dies ist aus verschiedenen Gründen notwendig.

Zum Einen wird hierdurch vermieden, dass die Kontaktlinse immer Druck auf dieselben Stellen der Augenoberfläche ausübt.

Zum Anderen verbessert die Bewegung von Kontaktlinsen im Tränenfilm auf dem Auge den Austausch von Substanzen im Tränenfilm zur Hornhaut.



Kontaktlinsen teilen den Tränenfilm in 2 Schichten

Eine Region in der eine Kontaktlinse auf dem Auge besonders deutlich wahrgenommen werden kann vom Träger ist der Lidrand. Dieser muss beim Lidschlag immer über den Rand der Linse hinweg gleiten was ein Fremdkörpergefühl auslösen kann

Indem die Kontaktlinse im Tränenfilm schwimmt teilt sie ihn in zwei Schichten - eine vor und eine hinter der Kontaktlinse.

Die Verbesserung des Tränen-Austausches hinter der Kontaktlinse ist wichtig, da man bedenken muss, dass eine Kontaktlinse prinzipiell eine Barriere darstellt,  die den Durchtritt von Substanzen wie ´Atmungsgasen´  (Sauerstoff und Kohlendioxid) oder von Nährstoffen und Anderem zur Hornhaut vermindert

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Ein typische Nebenwirkung von Kontaktlinsen ist das Vorwachsen von Gefässen auf die Hornhaut

Bei Sauerstoff-Mangel der Hornhaut beginnen die Gefässe vom Rand der Hornhaut zur Mitte vozuwachsen - was leider nicht rückgängig zu machen ist.

Da die Hornhaut keine eigenen Gefässe hat, ist sie zumindest zum Teil auf eine Versorgung durch den Tränenfilm angewiesen.

Eine ungenügende Versorgung der Hornhaut wird dadurch angezeigt, dass das Gefässnetz in ihrem Randbereich (Randschlingen-Netz) etwas vorgewachsen ist um die Distanz zur Mitte der Hornhaut zu verkürzen.

Ungenügende Sauerstoffversorgung der Hornhaut sollte bei den neuen sehr Sauerstoff-durchlässigen Linsen eigentlich nicht mehr vorkommen - ob dieses Problem komplett gelöst ist, oder ob vielleicht andere Einflüsse sichtbar werden , wird sich vermutlich erst nach einem Beobachtungszeitraum von Jahren sicher sagen lassen.

 

Die Kontaktlinse muss angepasst werden an den Krümmungs-RADIUS und an die Durchmesser-GRÖSSE der Hornhaut, um frei im Tränenfilm zu schwimmen

Damit eine Kontaktlinse frei im Tränenfilm schwimmen kann muss ihre Form möglichst genau an die Masse des Gewebes angepasst werden auf dem sie liegt, bzw. besser schwimmt. Dann kann sie mit minimalem Druck auf das Gewebe und mit minimaler Reibung getragen werden.

Die beiden wesentlichen Parameter bei der Anpassung einer Kontaktlinse sind der Krümmungsradius (links, gestrichelt ist der Krümmungsradius der Hornhaut selbst angegeben) und der Grössendurchmesser (rechts). Je grösser der Durchmesser ist, desto mehr von der Oberfläche des Augapfels wird überdeckt von der Kontaktlinse.

Da eine Kontaktlinse meist auf der Hornhaut schwimmt müssen ihre Masse an die Form der Hornhaut angepasst werden.

Von besonderer Bedeutung sind dabei die Krümmung der Hornhaut, die als Krümmungsradius angegeben wird sowie auch die Grösse der Linse in der Frontal-Ansicht, die als Durchmesser angegeben wird (siehe Abbildung).

 

 

Je weniger flexibel das Material der Kontaktlinse ist, desto genauer muss sie angepasst werden

Wenn der Krümmungsradius einer Kontaktlinse zu stark von der Krümmung der Hornhaut abweicht ist der Sitz der Linse gestört ... und stört seinerseits das Gewebe. Eine zu flache Kontaktlinse kann typischerweise zu einen Druck auf die Mitte der Hornhaut (Abb. links) führen, während bei einer zu steilen Linse der Rand der Kontaktlinse Druck auf das unterliegende Gewebe ausübt und sich eindrücken kann (Abb. mitte).

Je weniger flexibel das Material der Kontaktlinse ist, desto genauer muss sie angepasst werden.

Man sollte meinen, dass dies im Umkehrschluss bedeuten könnte, dass Kontaktlinsen aus einem sehr flexiblen Material dann nicht speziell angepasst werden müssten nach dem Motto ´Universalgrösse - passt schon´.

Davon ist allerdings abzuraten. Eine Kontaktlinse stellt prinzipiell immer einen Fremdkörper auf dem Auge dar und bedarf somit genauer Nach-Beobachtung und natürlich auch genauer vorheriger Anpassung.

Ausgehend von Form und Grösse der Hornhaut werden dann die Masse der Kontaktlinse bestimmt, wobei je nach Linsentyp in verschiedener Weise von der Form der Hornhaut abgewichen werden kann, um den Sitz auf dem Auge zu beeinflussen. Kontaktlinsen, die flacher und/oder kleiner sind sitzen typischerweise lockerer, während Linsen, die steiler und/oder grösser sind meist fester sitzen.

Im Falle einer sehr grossen, sogenannten Skleralen Kontaktlinse, die nicht auf der Hornhaut sitzt sondern weit ausserhalb muss die Linse dann natürlich nicht primär an die Hornhaut sondern an der Region auf der sie aufliegt angepasst werden - nämlich die SKLERA des Augapfels.

 

Die Interaktion von Kontaktlinsen-Rand und Lid-Rand ist eine typische Ursache für mögliche Beschwerden

Eine Region in der es, auch bei einer gut angepassten Kontaktlinse, typischerweise leicht einmal zu Beschwerden beim Kontaktlinsentragen kommen kann, ist der Rand der Kontaktlinse.

Beim häufigen Lidschlag, der zur Verteilung des Tränenfilms vor dem Auge notwendig ist, muss die hintere Kante des Lidrandes typischerweise jedes Mal über den Rand der Kontaktlinse hinweg gleiten.


Schematische Animation des Verhaltens einer Kontaktlinse auf dem Auge (hier eine weiche Hydrogellinse) bei Augenbewegungen und Lidschlag. Der Rand der Kontaktlinse stellt dabei typischerweise das grösste Hindernis dar.

Der Rand der Kontaktlinse stellt ein mechanisches Hindernis dar bei der normalen Augenbewegung. Da der Lidrand fast genauso empfindlich ist wie die zentrale Hornhaut, ist dies eine Region, die, zumindest in der Eingewöhnungszeit, oft zu Irritationen führt. Die Formgebung des Randbereichs der Kontaktlinse (Randgeometrie) ist daher von besonderer Bedeutung für den Tragekomfort einer Kontaktlinse.


Es gibt sehr verschiedene Typen von Kontaktlinsen

Es gibt sehr viele verschiedene Typen von Kontaktlinsen. Diese unterscheiden sich z.B. in der Grösse oder in ihren Materialeigenschaften oder in ihrer vorgesehenen Tragedauer.

Grösse der Kontaktlinse

Das einfachste Unterscheidungsmerkmal von Kontaktlinsen ist vielleicht ihre Grösse - was sich auf ihren Durchmesser in der Sicht von vorne bezieht.

Kontaktlinsen werden nach der Größe unterschieden und bezeichnet nach den Organen oder Zonen der Augenoberfläche benannt auf denen sie liegen als korneale, korneosklerale oder sklerale Kontaktlinsen

Der entscheidende Bezugsmassstab für eine Kontaktlinse ist die Grösse (Durchmesser) der Hornhaut, da eine optisch wirksame Kontaktlinse mindestens den zentralen Teil der Hornhaut bedecken muss, durch den das Licht für die Bilderzeugung einfällt.

Weiterhin ist die Frage, ob und wie weit eine Kontaktlinse über die Hornhaut hinausragt und welche anderen Teile der Augenoberfläche sie dabei überdeckt beziehungsweise berührt.


3 Grössen-Typen von Kontaktlinsen

In Bezug auf die Grösse werden mindestens 3 Typen von Kontaktlinsen unterschieden

SKLERALE KONTAKTLINSE. Grosse Kontaktlinsen, die weit über die Hornhaut und auch den Limbus hinausragen werden als Sklerallinsen bezeichnet, da sie auf der bulbären Konjunktiva über der festen weisslichen Augenhaut (Sklera) aufsitzen.

  • (1) rein korneale Kontaktlinsen die nur auf der Hornhaut liegen

  • (2) korneo-skleralen Linsen, die über die Hornhaut auf den LIMBUS (die Übergangszone von Hornhaut zur Bindehaut) hinaus unterschiedlich weit auf die Bindehaut reichen

  • (3) Sklerallinsen, sind die grössten Kontaktlinsen und sie reichen weit über die Hornhaut auf die Bindehaut.  Die Bezeichnung "Skleral"  ist bei Kontaktlinsen eigentlich nicht ganz korrekt, da sie ja nicht direkt die feste Augenhaut der SKLERA berühren können sondern auf der darüber liegenden Bindehaut aufliegen.

MATERIAL der Kontaktlinse

Kontaktlinsen können aus verschiedenen Materialien bestehen mit entsprechend unterschiedlichen Eigenschaften. Hieraus ergeben sich die Einteilungen, die vielleicht für Kontaktlinsenträger selbst am bekanntesten sind in sogenannte ´harte´ und ´weiche´ Kontaktlinsen. Harte und weiche Kontaktlinsen unterscheiden sich vor allem in ihren Trageeigenschaften.

WEICHE/ Flexible (rechts) und HARTE/ Formstabile Kontaktlinsen im Vergleich

Eine kleine harte/formstabile korneale Kontaktlinse auf dem Auge - seitliche Ansicht. Diese Linsen haben typischerweise einen deutlich kleineren Durchmesser als die Hornhaut auf der sie schwimmen.

Harte Kontaktlinsen (meist ´formstabil´ genannt) sind relativ starr und fühlen sich auf dem Auge spontan ´hart´ an - dadurch werden sie erst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit von einigen Tagen oder wenigen Wochen ohne subjektive Augenreizung im Sinne eines Fremdkörpergefühls toleriert. Nach einer meist recht kurzen Eingewöhnungszeit sind diese ´harten´ Kontaktlinsen subjektiv genauso angenehm zu tragen wie ´weiche´  Linsen.

Weiche Kontaktlinsen dagegen sind flexibel und werden daher meist spontan innerhalb weniger Stunden ohne wesentliches Fremdkörpergefühl gut vertragen.

Die Spontan-Verträglichkeit sagt nicht viel aus über die Langzeitverträglichkeit auf dem Auge

Die spontane Verträglichkeit einer Kontaktlinse im Sinne eines anfänglich starken Fremdkörpergefühls (harte/ formstabile Kontaktlinsen) oder spontan wenig Fremdkörpergefühl (weiche Kontaktlinsen) sagt allerdings nichts über die effektiv gute Verträglichkeit für die Gewebe der Augenoberfläche aus.

Eine kleine harte/formstabile korneale Kontaktlinse auf dem Auge. Sie wird beim Lidschlag bewegt und zentriert sich danach wieder selbst. Diese Linsen haben eine sehr hohe Sauerstoffdurchlässigkeit, gute Beweglichkeit und eine relativ gute Langzeitverträglichkeit für das Augengewebe.

Obwohl harte/formstabile Kontaktlinsen anfangs eine längere Eingewöhnungszeit brauchen als weiche ist bei ihnen die Langzeit-Vertäglichkeit für das Gewebe meist besser, sie lassen sich besser reinigen als weiche Linsen, entsprechend ist das Risiko von teils gefährlichen Infektionen des Auges typischerweise geringer. Trotzdem sind die formstabilen/ harten Kontaktlinsen nur relativ wenig verbreitet, das sie anfangs weniger ´Bequemlichkeit´ bieten.

Weiche Kontaktlinsen neigen zu Auflagerungen von Stoffen aus dem Tränenfilm (Eiweisse und Fette) und lassen sich relativ schlechter reinigen, so dass es zu typischerweise zu Auflagerungen auf den Linsen kommt, die dann Fremdkörpergefühl verursachen und die Augenoberfläche verletzen können. An solchen verletzten Stellen können dann teils gefährliche Infektionen der Hornhaut beginnen.

Grösse und Material von Kontaktlinsen stehen meist in Zusammenhang

Die Grösse von Kontaktlinsen und das verwendete Material stehen meist in Zusammenhang. So sind die kleinen, kornealen Kontaktlinsen, die nur auf der Hornhaut liegen, typischerweise formstabilhart´). Diese Kontaktlinsen sind weniger verbreitet obwohl sie eine sehr gute Langzeitverträglichkeit auf dem Auge haben.

Die grösseren korneoskleralen Kontaktlinsen, die grösser als die Hornhaut sind und auf den Hornhautrand (Limbus) oder meist sogar darüber hinaus auf die Bindehaut reichen, sind dagegen typischerweise aus weichem Material. Dieser Kontaktlinsentyp ist am weitesten verbreitet (mehr als 90%) obwohl die Langzeitverträglichkeit auf dem Auge teils immer noch verbesserungsfähig ist.

HYGIENE ist eine WICHTIGER FAKTOR beim KONTAKTLINSENTRAGEN

Mikroorganismen (Bakterien und Viren) sind ein unvermeidbarer Bestandteil des täglichen Lebens, der auch beim Kontaktlinsentragen nicht ganz vermeidbar ist. Auch auf der normalen gesunden Augenoberfläche befinden sich verschiedene Bakterien in begrenzter Anzahl, die teils sogar wichtige Funktionen für das Immunsystem haben.

 

 

 


Kontaktlinsen Tragen kann das Risiko für Infektionen erhöhen.

Beim Kontaktlinsen Tragen wird eine Kunststoffoberfläche in die Augenoberfläche eingebracht, die Einiges verändert:

  • auf der Kontaktlinse können sich Mikroben gut anheften und durch die Bildung eines `BIOFILM´ vor den Einwirkungen von Reinigungsmitteln schützen

  • durch die Kontaktlinse können Mikroben in dichten Kontakt mit der Augenoberfläche gebracht werden und zwar für längere Zeit in einer feuchten Kammer ohne von den normalen Reinigungsmechanismen (Tränenfluss und Lidschlag) entfernt zu werden.

Ausser der Kontaktlinse selbst betrifft das Bakerienwachstum, trotz prinzipiell guter Reinigungslösungen, auch die Kontaktlinsen-Aufbewahrungsbehälter. Entscheidend ist die Kenntnis und Einhaltung der Hygiene-Massnnahmen durch den Kontaktlinsenträger

Kurzzeit-Kontaktlinsen (´Tageslinsen´) können wesentliche Risiken von Weichlinsen vermeiden

Das Risiko der höheren ´Verschmutzung´  durch Auflagerungen und die höhere Infektionsrate lassen sich heute reduzieren, durch Linsen mit kürzerer Tragezeit und dadurch häufigerem Ersatz durch eine komplett neue und saubere Kontaktlinse.

Hornhaut-Infektion beim Kontaktlinsentragen mit Gefahr der Zerstörung der Hornhaut

Im Idealfall handelt es sich hier um Tagestragelinsen, die jeweils nur für einen Tag getragen werden und dann weggeworfen werden. Daneben gibt es auch ´Wegwerf´-/ ´Disposable´ Kontaktlinsen für andere Kürzere Tragezeiträume (z.B. Monat).

Durch die relativ geringen Kosten einer einzelnen solchen Tagestragelinse wird es möglich, das Tragen von Kontaktlinsen auf die Gelegenheiten zu reduzieren an denen dies aus kosmetischen oder anderen, z.B. sportlichen, Gründen gewünscht wird. Somit kann die effektive (Lebens-) Tragetragezeit von Kontaktlinsen insgesamt reduziert werden, was einen negativen Einfluss auf alle Komponenten der Augenoberfläche von der Hornhaut über die Bindehaut bis zu den Meibomdrüsen, vermindert.

Abbildung

Eine Herausforderung bei Tageslinsen/ ´Wegwerf-Kontaktlinsen´ kann offenbar darin bestehen, dass man vergessen darf, die alte Linse auch wirklich vom Auge zu nehmen und zu entsorgen (!), bevor man eine neue Kontaktlinse einsetzt. Kürzlich wurde im British Medical Journal und auf Spiegel.de der Fall einer langjährigen erfahrenen Trägerin von Tageslinsen beschrieben, die anlässlich einer Operation wegen Katarakt/ Grauer Star in einer Augenklinik war. Bei dieser Patientin fanden sich, bei nur geringen Symptomen, insgesamt 27 Tageslinsen, meist übereinander gestapelt (siehe Abbildung), im Konjunktivalsack.

SPEZIAL-KONTAKTLINSEN

Neben den üblichen ´Verbands-Kontaktlinsen´ , die nach Chirurgischen Eingriffen an der Augenoberfläche gelegentlich für kürzere Zeit das Gewebe abdecken und stabilisieren, gibt es weitere Speziallinsen für gezielte Therapeutische Anwendungen.

Dies sind zum Beispiel grosse SKLERALE Kontaktlinsen und ORTHOKERATOLOGIE Kontaktlinsen.

SKLERALE KONTAKTLINSEN bieten einen SCHUTZ der Augenoberfläche in vielen Aspekten.

Sklerale Kontaktlinsen sind sehr grosse Kontaktlinsen, die auf dem Augapfel weit jenseits der Hornhaut aufsetzen. Sie bilden über der Hornhaut eine Kuppel, die mit den Tränen des Patienten gefüllt ist. Die Tränenflüssigkeit enthält neben Wasser zahlreiche Nährstoffe und Wirkstoffe wie Hormone, Wachstumsfaktoren, anti-mikrobielle Peptide und Proteine etc. und hat daher eine wichtige schützende und heilende Wirkung auf die Augenoberfläche.  

Dieser Kontaktlinsentyp ist im Wesentlichen ähnlich wie die ersten echten Kontaktlinsen, die Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt wurden. Allerdings waren diese ersten Kontaktlinsen noch aus dünn ausgeblasenem Glas gefertigt und sehr unkomfortabel und schmerzhaft zu tragen. Heute dagegen sind ähnliche Linsen aus modernsten Materialien gefertigt mit hoher Sauerstoffdurchlässigkeit und sie werden mit aufwendigen Verfahren perfekt angepasst an die Grösse und Form der Augenoberflläche.


Sklerale Kontaktlinsen schaffen eine Schutzzone für die Hornhaut

SKLERALE KONTAKTLINSEN dienen primär zum Schutz einer gestörten, verletzten oder anderweitig erkrankten Augenoberfläche und bewegen sich daher auch beim Lidschlag nur wenig.

Durch das Überspannen der Hornhaut und das kontinuierliche ´Baden´ in der heilenden eigenen Tränenflüssigkeit, schaffen Sklerale Kontaktlinsen eine beruhigte Zone auf der Augenoberfläche. So kann sich eine gestörte, verletzte oder anderweitig erkrankte Hornhaut ungestört regenerieren - praktisch eine ´Badekur´, hier ohne Zuzahlung ;-). Auch beim Lidschlag bleibt die Hornhaut ungestört und die Kontaktlinse bewegt sich nur wenig. Der Austausch der Tränenflüssigkeit hinter der Kontaktlinse bleibt trotzdem ausreichend.

Eine typische medizinische Indikation für Sklerale Kontaktlinsen sind zum Beispiel die Verbesserung der Sehschärfe, wenn diese durch eine stark unregelmässige Oberfläche der Hornhaut bedingt ist. Die entsprechenden komplizierten Störungen der Lichtbrechung können durch eine Brille oder eine übliche Kontaktlinse nicht mehr korrigiert werden.

Krankhafte Vorwölbungen der Hornhaut (Ektasien), vor allem der Keratokonus, sind eine wichtige Indikation für Sklerale Kontaktlinsen

Dies tritt zum Beispiel bei Vorwölbungen der Hornhaut (korneale Ektasien) auf. Die bekannteste davon ist der KERATOKONUS, bei dem sich die Hornhaut an einer Stelle deutlich kegelförmig vorwölbt und typischerweise auch ausdünnt. Daher besteht die Gefahr eines Aufreissens/ Ruptur der Hornhaut, die das Auge als Ganzes stark gefährden kann. Ein Keratokonus ist eine meist angeborene Erkrankung, das Risiko dafür kann sich aber auch erhöhen, wenn bei einer Operation zur Korrektur der Sehschärfe (Refraktive Chirurgie) durch Entfernung des besonders festen vorderen Hornhautgewebes (Bowman Schicht) die Stabilität der Hornhaut zu stark geschwächt ist.

Durch eine gezielte Versorgung mit Skleralen Kontaktlinsen kann die Notwendigkeit einer operativen Therapie hinausgeschoben oder sogar ganz vermieden werden.


Chronische Hornhautschäden und entzündliche vernarbende Erkrankungen mit Bindehaut-verwachsung (Synblepharon) sind Weitere Indikationen

Weitere Indikationen sind chronisch entzündliche und vernarbende Erkrankungen (oft immunologisch bedingte Entzündungen, wie das seltene aber schwerwiegende Stevens-Johnson-Syndrom, okuläres Pemphigoid, oder, jetzt häufiger, Graft-Versus-Host Reaktionen nach Knochenmark-Transplantation).  Dabei besteht die Gefahr einer Verwachsung der Augenbindehaut des Lides mit der Bindehaut des Augapfels - dies wird medizinisch als ´SYNBLEPHARON´ bezeichnet. Solche Verwachsungen können den Konjunktivalsack narbig verschliessen und dies führt typischerweise zu Störungen der Augenbeweglichkeit, des Lidschlusses und damit der ständigen Befeuchtung. Nicht selten kann dies zur Erblindung führen. Eine Sklerale Kontaktlinse, die mit ihrem Randbereich bis tief in den Bindehautsack hineinreicht und zumindest im Unterlid bis zum Fornix reichen kann, kann solche Verwachsungen effektiv verhindern.


Die Anpassung von Skleralen Kontaktlinsen hat sich erheblich vereinfacht

Heute sind durch technologischen Fortschritte Geräte (Topographer) verfügbar, die die Topographie der Hornhaut in verschiedenen Parametern genau vermessen und bildlich darstellen können. Die dabei erzeugten Numerischen Daten können dann direkt von einem Hersteller zur Produktion einer entsprechenden tatsächlich ´auf Mass-angefertigten´ Skleralen Kontaktlinse genutzt werden. Gegebenenfalls können dann In enger Abstimmung mit dem Hersteller auch noch Modifikationen der Kontaktlinse durchgeführt werden. Hierdurch hat sich die Anpassung Skleraler Kontaktlinsen erheblich vereinfacht.  

Hier das Foto (rechts) eines Patienten mit pathologischer Hornhautvorwölbung (Keratokonus), der auf einer Internetseite über seine positiven Erfahrungen mit Skleralen Kontaktlinsen bei dieser Erkrankung berichtet.

Bei vielen Patienten mit chronischen Erkrankungen der Augenoberfläche kann es durch die Anwendung Skleraler Kontaktlinsen möglich sein, eine Operation hinauszuschieben oder sogar unnötig zu machen.

Zum Thema der SKLERALEN KONTAKLINSEN führen Mitglieder des Ocular Surface Center Berlin (OSCB) seit einigen Jahren internationale Symposien bei den Kongressen der European Association for Vision and Eye Research (EVER) durch.

ORTHOKERATOLOGIE-Kontaktlinsen (´ORTHO-K´)

Stark vereinfachte schematische Darstellung der Wirkung von ORTHOKERATOLOGIE-KONTAKTLINSEN auf die FORM der Hornhaut/ Kornea - die Grösse des Hornhaut-Epithels ist aus didaktischen Gründen übertrieben)

Ein weitere medizinische Anwendung von Kontaktlinsen ist die ´ORTHOKERATOLOGIE´ auch kurz ´Ortho-K´ genannt. Dies ist ein Verfahren, das seit einigen Jahrzehnten angewendet wird, sich aber erst seit etwa der Jahrtausendwende einer gewissen Verbreitung erfreut.

 

´Ortho-K´ Kontaktlinsen produzieren über Nacht eine ausreichende Korrektur der Sehschärfe, die während des Tages anhält

Eine schematische Animation zeigt, wie die Anpassung einer ORTHOKERATOLOGIE Kontaktlinse mit (etwas) anderer Form als die Honhaut die Form der Honhautepithels zunehmend verändert. Hier wird das Hornhautepithel durch das Tragen einer flacheren Kontaktlinse zunehmend abgeflacht - Dadurch verringert sich Lichtbrechung, wie es für einen kurzsichtigen Patienten notwendig wäre (Näheres dazu in der nächsten Abbildung). Nach Absetzen der Kontaktlinse bildet sich die natürliche Form der Hornhaut langsam wieder zurück.

Hierbei wird der Effekt ausgenutzt, dass eine formstabile ´harte´ Kontaktlinse die Hornhaut in gewissem Masse verformen kann, ohne sie, jedenfalls soweit dies bisher bekannt ist, zu schädigen. Die therapeutische Verformung erfolgt meist über Nacht und die Wirkung hält dann über etwa einen Tag ohne Kontaktlinse an. Dies ergibt typischerweise eine korrigierte Sehschärfe ohne weiteres Tragen einer Brille oder anderen Kontaktlinse während des nachfolgenden Tages.
Ortho-K Linsen sind daher formstabile, hoch gasdurchlässige, kleine Kontaktlinsen, die nur auf der Hornhaut liegen und typischerweise über Nacht auf sie einwirken im Sinne einer Verformung.


Korrekturen sind mindestens im Bereich geringer bis mittlerer Sehstärken möglich

Die Wirkung von ORTHOKERATOLOGIE-Kontaktlinsen auf die Form der Hornhaut (grüner Pfeil) und auf die resultierende Lichtbrechung ist in dieser stark vereinfachten Zeichnung dargestellt. (Die Grösse des Hornhaut/ Kornea-Epithels, relativ zum Rest des Auges, ist aus didaktischen Gründen stark übertrieben - siehe auch die Abbildung darüber) Dargestellt ist ein kurzsichtiger/ myoper Patient bei dem die Lichtstrahlen schon vor der Netzhaut vereinigt werden. Nach Abplattung der Hornhaut(grüner Pfeil) durch eine Ortho-K Kontaktlinse entsteht eine zerstreuende Wirkung und die Vereinigung der Lichtstrahlen erfolgt dann erst auf der Netzhaut - was zu einem scharfen Bild führt.

Es reichen bereits recht geringe Verformungen von einigen Tausendstel Millimeter (Mikrometer) aus, um erhebliche Korrekturen der Sehschärfe zu erzielen. Das ist eine Grössenordnung etwa in der Dicke von einer der flachen Zellen an der Oberfläche der Hornhaut.

Für den Ausgleich einer ´Kurzsichtigkeit´ (medizinisch Myopie) ist hier eine leichte Abflachung notwendig, um das Licht etwas zu zerstreuen - also mit der Wirkung einer ´Minus-Linse´. Für eine ´Weitsichtigkeit´ (Hyperopie) ist entsprechend eine stärkere Rundung notwendig. Durch Orthokeratologie sind durchschnittlich etwa 5 bis 6 Dioptrien Brechungskorrektur erreichbar, was für die meisten Fehlsichtigkeiten ausreichen dürfte.

 

Der Wirkmechanismus ist nicht ganz geklärt beruht aber vermutlich auf Wasser-verschiebungen und Wachstums-vorgängen im Epithel

Der Wirkmechanismus des Ortho-K Verfahrens, also wie die vorübergehende Verformung der Hornhaut erzielt wird,  ist letztlich nicht völlig geklärt. Die Verformung scheint jedenfalls auf das Epithel beschränkt, also die obere dichte Hornhautschicht, die aus den dicht gelagerten und relativ häufig teilenden Epithelzellen besteht.

Zum Einen spielen für kurzzeitige Effekte vermutlich Verschiebungen des Wassergehaltes im Epithel eine Rolle. Zum Anderen ist gezeigt, dass ein einwirkender Reiz von Druck durch ein Material, wie die Ortho-K Linse, zu einem veränderten Wachstum des Epithels führt, entsprechend der vorgegebenen Form. Da typischerweise einige Tage bis Wochen gebraucht werden, bis die Ortho-K Methode mit einer richtig angepassten Kontaktlinse die volle angestrebte Brechkraftänderung der Hornhaut erzielt, muss man annehmen, dass auch solche Wachstumsvorgänge des Epithels eine Rolle spielen.

Die Anwendung von Orthokeratologie Kontaktlinsen benötigt natürlich einen erfahrenen und speziell ausgebildeten Kontaktlinsen-Spezialisten und besonders sorgfältige Nachkontrollen der Gesundheit des Auges.


 Im Gegensatz zu chirurgischen Korrekturen der Sehschärfe (Refraktive Chirurgie) ist der Effekt von Orthokeratologie reversibel

Der Effekt der Orthokeratologie ist reversibel, soweit aus Studien bekannt ist. Dies ist ja auch der Grund dafür, dass der Patient die Anwendung der Linse immer wieder (meist über Nacht) erneuern muss, um die Formveränderung der Hornhaut und die korrigierte Lichtbrechung zu erhalten. Wenn die Anwendung der Ortho-K Kontaktlinse beendet wird soll sich die Hornhaut wieder komplett in die ursprüngliche Form zurück bilden.

Dies ist natürlich ein gewisser Vorteil gegenüber chirurgischen Verfahren der Refraktiven Chirurgie, ungenauer auch als ´Laser-Operation´  etc. bezeichnet, bei der durch Abtragung von Hornhautgewebe diese dauerhaft verändert wird.  Allerdings bleiben die optischen Eigenschaften des Auge nicht lebenslang gleich. Spätestens mit zunehmendem Lebensalter reduziert sich die Fähigkeit zur Veränderung der Lichtbrechung durch die eigene Augenlinse (Akkommodation ) - was zu ´neuen´ Brechungsstörungen in der Nähe führt. Diese müssen dann, trotz einer früher möglicherweise einmal durchgeführten Refraktiven Chirurgie, separat korrigiert werden durch eine Lesebrille oder durch Kontaktlinsen- basierte Verfahren.

 

KONTAKTLINSEN UNBEHAGEN (im Engl.: Contact Lens Discomfort, CLD) bleibt eine Herausforderung für die Optimierung von Kontaktlinsen

Die technischen Verbesserungen der Materialeigenschaften und des Designs der Krümmungen und der Formgebung des Linsenrandes haben die Verträglichkeit von Kontaktlinsen, die Kontaktlinsen-Toleranz, in den letzten Jahrzehnten bereits deutlich verbessert.

Dennoch bleiben Kontaktlinsen im Prinzip ein Fremdkörper auf dem Auge und die Interaktionen einer Kontaktlinse mit der Augenoberfläche sollte daher generell regelmäßig von einem Kliniker untersucht werden. Im Verlauf des Linsentragens und auch mit geändertem Lebensalter können sich durchaus Veränderungen der Augenoberfläche und der Kontaktlinse ergeben.

Es wird nicht jede Kontaktlinse von jedem Träger problemlos toleriert und eine Kontaktlinse kann durchaus bei einigen Trägern subjektive Empfindungen von Kontaktlinsen-Unbehagen verursachen, die dann oft zu einer Aufgabe des Linsentragens führen.

Da nicht nur das Kontaktlinsentragen inzwischen enorm weit verbreitet ist, sondern auch das Kontaktlinsen-Unbehagen häufiger vorkommt, war dieses auch das Thema des ersten Workshop zum Thema Kontaktlinsen der internationalen ´Tear Film and Ocular Surface Society´ (TFOS). Der entsprechende Bericht vom Jahre 2013, kann wie alle TFOS-Workshop Berichte kostenfrei bezogen werden über deren Homepage (www.tearfilm.org)

 

Durch technologische Fortschritte entwickeln Kontaktlinsen möglicherweise interessante neue medizinische Anwendungsmöglichkeiten

Viele interessante Ideen für die ZUKUNFT des Kontaktlinsentragens kursieren und befinden sich teilweise in der Entwicklung- Einige davon sind hier dargestellt(VON: lifeboat.com blog 2016 03 fish-and-insects-guide-design-for-future-contact-lenses - Posted by Klaus Baldauf)

Mit der Verfügbarkeit technisch hochentwickelter Materialeigenschaften ergeben sich für Kontaktlinsen zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten und einschliesslich neuer medizinischer Indikationen.

Dies bedeutet, dass Kontaktlinsen diagnostisch genutzt werden könnten. Sie könnenbereits jetzt ausgestattet werden mit Biosensoren, die als Messgeräte für die Erfassung des Zuckerspiegels in der Tränenflüssigkeit bei Patienten mit Diabetes/ Zuckerkrankheit genutzt werden. Kontaktlinsen könnten auch als Sensoren für die Messung der Mengen anderer Stoffe im Tränenfilm genutzt werden und damit Informationen über den konkreten Funktionszustand oder auch über einen Krankheitszustand zu geben.

Neue Medizinische Indikationen könnte auch bedeuten, dass grosse Sklerallinsen (Sklerale Kontaktlinsen, die auf der Sklera aufsitzen und die Hornhaut überspannen) noch weiter optimiert werden als Therapieergänzung für verschiedene Störungen der Augenoberfläche, wie Verletzungen und Trübungen der Hornhaut, oder auch für schwere Formen des Trockenen Auges. Auch eine Nutzung als Mini-Display, auf dem Daten direkt auf der Augenoberfläche angezeigt werden sind angedacht.